Es war einmal .....
1897 schied Rheindorf aus dem Bürgermeisterverband Monheim aus und bildete gemeinsam mit Hitdorf eine eigene Landbürgermeisterei. 1899 lebten in Rheindorf 1.349 Einwohner auf 743,59 ha Gemeindegebiet. Verwaltet wurde Rheindorf in Personalunion mit Hitdorf durch den Bürgermeister Dr. Franz Müller. Dem Gemeindevorsteher Johann Wirtz in Rheindorf standen die Beigeordneten, Rentner Franz Keufen, Landwirt Wirtz und 12 Gemeindeverordnete, davon 2 Meistbegüterte, zur Seite.
Eine organisierte freiwillige Feuerwehr besteht noch nicht. Die Löschhilfe wird auf Aufforderung der Polizeibehörde von den Einwohnern des Ortes geleistet.
Im Jahr 1899 empfahl der Landrat von Solingen aufgrund der Landesgesetzgebung der Gemeinde die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr, zu deren Gründung sich am 18.06.1899 im Lokal Eugen Schmitz (heute „Villa Knöterich“) 21 Rheindorfer Bürger bereit erklärten.
Am 17.12.1899 konnte dann der Gemeinderat offiziell die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in der vorläufigen Stärke von 25 Mann feststellen. Peter Stelzmann, Dachziegelfabrikant (heute unser Feuerwehrhaus) wurde der 1. Einheitsführer der Wehr. Ihm folgte von 1902 bis 1913 Josef Keufen und von 1913 bis 1924 Gustav Schmitz.
Die frühen Jahre der Feuerwehr waren durch den Ausbau der Schlagkraft gekennzeichnet. So wurde der alte Holzgeräteschuppen abgerissen und 1902 durch ein Feuerwehrhaus aus Stein an der Kreuzung „Auf der Grieße/Hitdorfer Straße“ ersetzt. Daneben hatte das Feuerwehrhaus auch eine Arrestzelle für den Rheindorfer Polizeisergeanten, die auch mehrfach zur Aufbewahrung von Leichen diente, was die Feuerwehrangehörigen zu Protesten gegenüber der Gemeinde veranlasste.
Damit die Steiger den Einsatz der Leitern üben konnten, wurde 1907 ein eiserner Steigerturm angebaut.
In der Regel wurde alle 14 Tage, und zwar mittwochabends, eine Feuerwehrübung abgehalten. Die Kameradschaft zu anderen Wehren wurde über die Teilnahme an Kreisfeuerwehrfesten gepflegt. Natürlich fehlte nicht das jährliche Stiftungsfest und die Präsentation der Wehr an „Kaisers Geburtstag“.
1924 konnte die Wehr unter ihrem Einheitsführer Fritz Meis (1924-1932) das 25jährige Bestehen feiern. Bereits im Februar führte man eine Theatervorstellung zur Aufbesserung der Jubiläumskasse auf, und am 13.07. wurde das Jubiläum im festlich geschmückten Ort mit einem Kreisfeuerwehrtag des Unteren Kreises Solingen im Beisein von 21 Wehren gefeiert. Nach der Kreisdelegiertenversammlung und einem Festessen im Gasthof Boden (heute Wohnhaus der Denso GmbH neben St. Aldegundis) fand ein Festumzug mit Schauübung am Steigerturm statt. Abends gab es Bälle in den Gaststätten Richartz und Boden.
Die gute finanzielle Lage der Wehr ermöglichte dann bei ihrem Stiftungsfest am 17.10.1926 in einer feierlichen Gedenkstunde mit Gottesdienst die Stiftung einer Ehrentafel für die im ersten Weltkrieg gefallenen Kameraden der Wehr. Weitere Höhepunkte waren der 21.04.1929 mit der Übernahme der ersten Motorspritze, die bereits am nächsten Tag erstmals in Einsatz kam, sowie das Denkmalfest am 18.01.1930 mit der Aufführung „lebender Bilder“ zur Einweihung des Kriegerdenkmals.
Zum 01.04.1930 schied die Landgemeinde Rheindorf nach Genehmigung des Staatsministeriums aus der Personalunion mit der Gemeinde Hitdorf aus und wurde gemeinsam mit der Stadt Wiesdorf und den Gemeinden Schlebusch und Steinbüchel Gründer der Stadt Leverkusen. Die Freiwillige Feuerwehr Rheindorf wurde Bestandteil der Freiwilligen Feuerwehr Leverkusen. Einheitsführer wurde Willy Klütsch 1934 nach dem erfolgreichen Besuch der Provinzialfeuerwehrschule in Koblenz.
Aufgrund des Gesetzes über das Feuerlöschwesen vom 15.12.1933 musste die Wehr nach Annahme der vorgeschriebenen Einheitssatzung neu gegliedert werden (4 Löschzüge und 4 Halblöschzüge) und wurde zur Feuerlöschpolizei der Stadt Leverkusen. Rheindorf erhält ein motorisiertes Löschfahrzeug aus einem Umbau eines Postautos. So konnten mehrere Großbrände im Ort mit Tatkraft der gesamten Wehr erfolgreich bekämpft werden (Wohnhäuser Daverkausen und Schiefer im Feldkamp, Wohnhäuser und Stallungen beim Gasthof Schmitz, Stallungen Burg Rheindorf/Hof Rixen).
Mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 enden die Aufzeichnungen im Protokollbuch der Feuerwehr Rheindorf. Der Krieg und die Bombenangriffe fordern die verbliebenen Feuerwehrleute und Unterstützungskräfte in Rheindorf bei zahlreichen Löscheinsätzen, wie z.B. bei der Zerstörung der Rheindorfer Burg. Das Feuerwehrhaus – einschließlich des abgestellten Löschfahrzeuges – wurde durch Bombenabwürfe in den Jahren 1943/44 gemeinsam mit großen Teilen der Ziegelei Stelzmann zerstört.
Am 20.02.1948 nahm die Freiwillige Feuerwehr in Rheindorf mit ihrer ersten Versammlung nach dem Krieg unter Brandmeister Hermann Wahlen wieder den Übungsdienst auf.
Ein erster Ball fand an Christi Himmelfahrt statt. Für Übungsdienste wurde jeweils der letzte Samstag im Monat vorgesehen. Im Juli 1948 wurde durch das Brandschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen die Feuerwehr als „Freiwillige Feuerwehr Leverkusen“ wieder eine gemeindliche Einrichtung der Stadt.
Das alte kriegszerstörte Feuerwehrgerätehaus mit Polizeigewahrsam wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen wurde eine Holzbaracke auf dem Grundstück erstellt, die auch eine Notwohnung für die Familien Hülstrunk und Neubauer beinhaltete.
Ein neues, offenes Löschgruppenfahrzeug der Marke Hansa-Lloyd sorgte für die notwendige Motorisierung.
Mit der Entwicklung Leverkusens zu einer Großstadt durch den Zuzug von Kriegsvertriebenen und Arbeitskräften für die Industrie sowie den Bau neuer Nachbarschaftssiedlungen wurde auch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Leverkusen mit ihren Ortslöschzügen weiter qualitativ aufgewertet. So bekam die Löschgruppe Rheindorf 1959 ein neues LF 8 auf der Basis des Opel Blitz. Unter großer Teilnahme der Bevölkerung wurde es auf dem Kirchenvorplatz von Sankt Aldegundis feierlich durch Pfarrer Flatten geweiht. Wie es hier hinkam? Auf den Vorplatz wurde es über das Tor an der Unterstraße durch den Pfarrgarten und das Tor am Kirchenvorplatz vor das Pfarrhaus gefahren.
1960 wurde die Ziegelei Stelzmann auf dem Nachbargrundstück „Auf der Grieße 5“ nach Betriebsstillegung zur städtischen Zivilschutzunterkunft umgebaut. Hier erhielt dann auch die Feuerwehr 1961 ihre neue Bleibe. Anstelle des städt. Zivilschutzes – der Ende der 1970er in das THW überging – ist nach einer Übergangsnutzung als Lager für Ampelmasten heute die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Leverkusen unser Nachbar.
1969 konnte die Wehr vom 16. bis 18. Mai groß ihr 70jähriges Bestehen feiern. Alt-Rheindorf wuchs in dieser Zeit mit seiner Nachbarschaftssiedlung Rheindorf-Nord zu einem der größten Stadtteile Leverkusens heran. Mit einem Festzelt auf dem Königsberger Platz und vielen dezentralen Aktionen im neuen Ortsgebiet wurde auch verstärkt für das ehrenamtliche Feuerwehrwesen in unserer Stadt geworben. Viele hinzugezogene Feuerwehrkameraden fanden so den Weg in die Rheindorfer Wehr.
Diese Feierlichkeiten waren der Höhepunkt des Vereinslebens unter der 21-jährigen Ägide (1960-1981) des dienstlängsten Einheitsführers der Rheindorfer Wehr, Brandmeister Linus Neubauer. Linus hatte es nach dem Krieg aus Ostpreußen nach Rheindorf verschlagen. Er gehörte der Wehr von 1948 bis zu seinem Tod im Jahr 2006 mit großer Beliebtheit durch seine humorvolle und liebenswerte Art an. Oberbrandmeister Rudi Bielak folgte ihm als Nachfolger.
Nachdem 1976 die Berufsfeuerwehr Leverkusen gegründet und Anfang der 80er Jahre als Folge der Kommunalen Neugliederung eine Neustrukturierung der freiwilligen Einheiten geplant wurde, entstand zum Standort der Rheindorfer Wehr eine große Unsicherheit unter den Kameraden. So sollte die Löschgruppe Rheindorf zum Feuerwehrhaus Hitdorf verlagert und das Grundstück mit der anschließenden Brachfläche – u.a. aus dem Abriss des benachbarten Wohnhaues für eine nie gebaute neue Durchgangsstraße nach Hitdorf über den Burgweg – einer bis dreigeschossigen, U-förmigen Wohnbebauung zugeführt werden.
Mit großer Unterstützung der Bevölkerung und der örtlichen Politik konnte dies zum Glück verhindert werden. Um den Standort sodann auch für die Bevölkerung attraktiv zu machen, wurde mit Spendengeldern und tatkräftiger Hilfe örtlicher Unternehmen die heutige Grünfläche vor dem Feuerwehrhaus durch die Kameraden 1983/1984 errichtet. So erhielt der Feuerwehrplatz seine heutige Gestalt. Gleichzeitig renovierten die Kameraden die Fahrzeughalle sowie die Aufenthaltsräume und erhielten als „Neubeginn“ ein neues Löschfahrzeug. Ein Jahr später zog die Jugendfeuerwehr von Manfort (nach Schließung Wuppermann) nach Rheindorf. Eine neue Ära in der Geschichte der Rheindorfer Wehr begann.
Artur Welte und Frank Schnieders übernahmen als junge Brandmeister die Verantwortung für den weiteren Bestand der Einheit. Artur Welte als stellvertretender Löschzugführer und Frank Schnieders als Leiter der Jugendfeuerwehrgruppe. Neben Ausbildung, Einsätzen und Vereinsleben gewann somit auch die Jugendarbeit an Bedeutung. Des Weiteren wurden im Rahmen der Brandschutzerziehung Aufklärungsunterrichte in den Kindertagesstätten Rheindorfs eingeführt und die Freiwillige Feuerwehr übernahm Brandsicherheitswachdienste im Forum und in der Stadthalle Opladen. Mit der Jugendfeuerwehr kamen auch erstmalig Mädchen und Frauen in den Löschzug.
Ende 1993 übernahm Brandinspektor Artur Welte zuerst kommissarisch und ab 21.08.94 mit der Versetzung von Rudi Bielak in die Alters- und Ehrenabteilung offiziell die Führung der Wehr. Stellvertreter wurde Karsten Jeuk. Unter beider Ägide wurde die Feuerwehr in Rheindorf zum 100-jährigen Jubiläum mit 3-tägigen Stiftungsfest geführt.
Der große Erfolg der Jubiläumsfeierlichkeiten setzte sich im kontinuierlichen weiteren Engagement für den Feuerwehrdienst, die Jugendarbeit und dem Vereinsleben fort. So wurde nunmehr das Sommerfest zum regelmäßigen Höhepunkt des Vereinslebens im Ort, wie auch der Internationale 10 Kilometer-Feuerwehrlauf (1995 – 2007) unter der Organisation von Uli Eidemüller und der Berufsfeuerwehr (siehe Website „Chronik“).
Viele Kameradschaftsausflüge zu befreundeten Feuerwehren (besonders zur Feuerwehr Forchheim), gemeinsame mehrtägige Busreisen mit den Partnern und dem ehemaligen Rheindorfer Busunternehmen Gregor Mohr (Harz, Stubaital, Dresden) sowie Vatertagsausflüge und Festbesuche bei benachbarten Feuerwehren stärkten das Gemeinschaftsgefühl unter den Angehörigen des Löschzuges.
Von 2004 bis 2012 führte BI Andreas Petzold und anschließend bis 2021 BOI Andreas Jansen die Einheit weiter unter der Prämisse: ehrenamtlicher Feuerwehrdienst, soziales sowie bürgerschaftliches Engagement für Rheindorf und Pflege der Kameradschaft. Artur Welte konzentrierte sich auf seine Funktion als Sprecher der gesamten Freiwilligen Feuerwehr Leverkusen (1999 – 2011). Seit 2021 wird die Feuerwehr in Rheindorf von BI Carsten Hennes geführt, der bereits unter Andreas Jansen Stellvertreter war.
Höhepunkte der 2000er-Jahre waren die festliche Weihe eines neuen Löschfahrzeuges (2003) und die Modernisierung der Aufenthaltsräume der Wehr durch die Stadt (2006).
Über Einsätze des Löschzugs Rheindorf von 1899 bis heute sei an anderer Stelle berichtet. Es würde hier den Rahmen sprengen. Gleichfalls über das vielfältige kameradschaftliche Leben und über weitere Löschfahrzeuge. Die vollständige Chronik bis 1999 des Löschzugs Rheindorf kann gleichfalls als PDF nachgelesen werden. Neuere Informationen stehen auf den entsprechenden Seiten unserer Website. Wenn Sie noch alte Fotos zur Feuerwehr in Rheindorf besitzen, sind wir Ihnen sehr dankbar, hiervon eine Kopie fertigen zu dürfen.
Artur Welte, 2024